Eine weitere Dürre am Amazonas?


Der Amazonas wird offenbar zum entscheidenden Faktor der Klimakatastrophe. Nach der Jahrhundertdürre im letzten Jahr zeichnet sich bereits die nächste Dürre ab. Geoffrey Lean, der für die britische Zeitung "The Independent" aus Manaus berichtet, sieht alle Anzeichen dafür, dass die jährliche Trockenheit wieder in eine katastrophale Dürre übergehen wird.

Die Trockenzeit habe gerade erst begonnen. Der Wasserspiegel des Amazonas aber sinke bereits schneller als im Dürrejahr 2005. Ein weiteres Dürrejahr aber könne den Amazonas entscheidend schädigen. Wenn sich die Dürren häuften, könne der gesamte Amazonas in einen Kreislauf der Vernichtung geraten.

Bislang galt der Amazonas-Regenwald bei den Wissenschaftlern als stabiles Ökosystem, dem so leicht niemand etwas anhaben kann. Zwar verurteilten die Forscher den Raubbau am Amazonas-Urwald, doch schien der Regenwald als ganzes nicht gefährdet. Doch nun sind die Wissenschaftler zu anderen Erkenntnissen gekommen, schreibt der Independent. Durch die ständige Waldrodung werde der Urwald insgesamt immer trockener.

Wenn das riesige Amazonas-Gebiet austrockne, hätte dies katastrophale Folgen für das Weltklima. Dieser unumkehrbare Prozess könne bereits nächstes Jahr beginnen, so der Independent.

Bislang verdunsten riesige Mengen von Wasser über dem Amazonas-Gebiet und steigen hoch in die Luft auf wie in einem unsichtbaren Kamin. Damit können Nord-Ost-Winde vom Atlantik eindringen. Durch die enormen Luftbewegungen werde die Temperatur des Ozeans kontrolliert.
Die Entwaldung störe den gesamten Kreislauf. Eine Folge seien die häufiger auftretenden Hurricanes über der Karibik.

Nach Angaben des Independent sagen brasilianische Wissenschaftler vom National Institute of Amazonian Research das Umkippen des Regenwaldes für die nächste Zukunft voraus. Dr. Antonio Nobre warne davor, dass die völlige Katastrophe bereits begonnen habe und nicht - wie noch vor kurzem - erst für das Jahr 2050 angenommen werden könne.

Ein Fünftel des Amazonas-Regenwalds sei bereits vollständig gerodet. Weitere 22 % des Urwalds ernsthaft durch das Fällen von einzelnen Bäumen geschädigt, so dass die Sonne bis auf den Waldboden durchdringen könne und den Boden austrockne. Die kritische Grenze von 50 % sei damit bald erreicht. Computermodelle hätten verdeutlicht, dass mit einer Vernichtung von 50 % des Regenwaldes der Amazonas als Ganzes sterben werde.

Die brasilianischen Wissenschaftler sind überzeugt, das es nun höchste Zeit sei zu handeln. Wenn jetzt nichts einschneidendes geschehe, werde die Welt den Amazonas verlieren, der entscheidend zu den Bedingungen für das Leben der Menschen auf der Erde beitrage.

Der Artikel des Independent: Dying Forest: One year to save the Amazon

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