Amazonien zu Fussballfeldern??

Amazonien verwandelt sich Stueck für Stueck in gruene Fussballfelder. Wer sollte da, vor allem mit der WM 2006, etwas dagegen haben? Bei wem sollten solche Bilder negative Emotionen wecken? Koennte die bunte Fussballparty dann nicht endlos weiter gehen!

Zahlen werden meist nur anschaulich durch Vergleiche. Nackte Statistik dagegen hinterlaesst kaum Spuren. Die Vorstellung bleibt kalt, der Mensch unberueht.

So sagt die reine Statistik: von August 2003 bis 2004 wurden 26.130 Quadratkilometer des tropischen Waldes in Amazonien zerstoert. Na und? Jeder Journalist weiß, um dies zu verdeutlichen, muss ein Vergleich her. Da bietet sich ein Fußballfeld an. Denn von einem Fußballfeld hat jeder eine Vorstellung, auf jeden Fall seit der WM 2006. Seither sollen ja neben traditionellen Fußballmuffels sogar Mädchen und junge Frauen Begeisterung erleben, sobald der Ball über das Feld rollt.

Kein Wunder also: Der beliebteste Vergleich bei großen Flaechenangaben bleibt das Fußballfeld. Wer es genau haben will: der FIFA-Standard regelt die Größe international: Länge 100 m, Breite 64 m.

Was aber geschieht bei dem sportlichen Vergleich mit Amazonien? Die Vernichtung des Regenwaldes wandelt sich zur Produktion von Fußballfeldern, zu ordentlichen, grünen Rasenflächen. Im dichten Dschungel kann man schlecht Fußball spielen. Die Vernichtung aber schafft nun freies Feld, da kann der Balll endlich so richtig fliegen.

Bleiben wir also bei den 26.130 Quadratkilometern zerstörten Regenwalds. Man kann das alles schön umrechnen. Ergebnis: Sechs Fußballfelder pro Minute. Doch was eigentlich? Die Fußballfelder werden ja nicht zerstört, sondern entstehen, zumindest in der Vorstellung. Der Urwald muss den Fußballfeldern weichen.

Das erzeugt keine negativen Assoziationen ! Wo eben dichter, undurchdringlicher Urwald stand, bewegen sich nun Spieler auf schönen, neuen Fußballfeldern. Da kommt Spielerfreude auf. Wo noch eben im dunklen Wald gefährliche Tiere krochen, sieht man nun bunte Fans tröten.
Nach der WM-Euphorie ist sicher, der Vergleich mit den Fußballfeldern kann seinen Zweck nicht mehr erfüllen. Die Fußballparty soll doch möglichst weiter gehen. Da werden doch immer neue Fußballfelder benötigt. Und die Brasilianer, den gönnen wir doch allemal neue Ballfelder, wenn nötig auch sechs pro Minute.

Wie wäre es mit einem neuen Vergleich für das Ausmaß der Waldzerstörung !?
Tja, gehen wir auf die Suche. Was ist 100 m lang und 64 m breit, möglichst auch noch nach internationalem Standard. Wie wäre es mit einer Müllhalde? Dafür gibt es vermutlich keinen Standard, was die Fläche anbelangt jedenfalls. Vielleicht ein Schrottplatz? Ein Militärgelände, Kasernenhof oder etwa Schulhof? Bleibt als Vergleich wohl Steppe und Wüste. Nach allen wissenschaftlichen Prognosen werden die zerstörten Flächen am Ende versteppt oder verwüstet sein. Da hat man zwar kein Flächenmaß, doch erinnern die entstehenden Bilder jedenfalls nicht an eine bunte Fußballparty. Denn die soll ja schließlich weiter gehen.

copyright Bernd Kulow - www.amazonas.de

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