Klimakrise: Großbritannien vorn

22.11.06 - Großbritannien forciert den Kampf gegen die globale Erwärmung. Deutschland ist nicht mehr der Öko-Musterschüler. Deutschland wird 2007 die Präsidentschaft in der Europäischen Union wie auch in der G8-Gruppe übernehmen. Die britische Regierung möchte, dass Deutschland aus dieser starken Position den Klimaschutz als Top-Thema behandelt.

In einem Interview in der ZEIT erläutert Martin Rees, der als einer der besten Astrophysiker der Welt gilt, warum es höchste Zeit ist zu handeln. Der geadelte Brite führt auf, dass die Erdatmosphäre bereits jetzt mehr Kohlendioxid enthalte, als je zuvor in der Geschichte der Menschheit. "Wenn wir so weitermachen, werden wir den Kohlendioxidgehalt bis 2050 gegenüber seinem vorindustriellen Niveau verdoppeln, bis 2080 verdreifachen", so der Wissenschaftler. Jetzt gehe es darum, den menschengemachten Klimawandel nicht außer Kontrolle geraten zu lassen.

Der globale Energieverbrauch wird 2030 voraussichtlich um 50 % höher sein als heute. Die Steigerung wird zum größten Teil aus Kohle gedeckt werden, vor allem in Indien und China. Demgegenüber sind in vielen Ländern die Investitionen in Energieforschung zurückgegangen, so Rees. Nun müsse ein groß angelegtes, internationales Forschungsprogramm für saubere Energietechnik aufgelegt werden. Dazu brauche es staatliches Geld. Der Missstand fehlender Forschung sei durch die Privatisierung der Versorgungsunternehmen verursacht worden.

Energieeinsparung, Wasserstofftechnik, neue Biotreibstoffe und ein System von Emissionssteuern, deren Erlöse in Forschungsprogramme für alternative Energien fließen - sind die Vorschläge zur Eindämmung der Erderwärmung. Dabei habe unter den erneuerbaren Energien die Sonnenenergie wohl das meiste Potenzial. Ein großer Durchbruch beim Wirkungsgrad sei bei der Solarenergie denkbar. Auch wenn die Kernfusion noch fern einer Anwendung sei, könne sie auf lange Sicht ein Teil der Lösung werden.

Aber geht es beim Klimawandel wirklich um Leben und Tod unserer Zivilisation?
Nicht auf kurze Sicht. Aber wenn wir nichts dagegen tun, so Rees, werden es unsere Nachkommen in 50 oder 100 Jahren uns anrechnen, dass die Polkappen abschmelzen und die meisten Städte unbewohnbar werden. Wir haben noch die Wahl. Künftige Generationen nicht mehr. Noch seien die Risiken des Klimawandels schwierig abzuwägen. Sie haben eine niedrige Eintrittswahrscheinlichkeit, aber im Ernstfall furchtbare Folgen.

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