Erdölförderung gegen Ureinwohner

27.10.06 - Der Albtraum der Kolonisierung hat für viele indianische Gemeinschaften in den Ölfördergebieten des Amazonasgebietes nie aufgehört. In den vergangenen Jahrzehnten mussten sie ohnmächtig mit ansehen, wie ihre Ressourcen geplündert, ihre Umwelt zerstört und ihre Gesundheit aufs Spiel gesetzt wurde. Diese Bilanz zieht die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV). Von ehemals 2.000 indigenen Völkern im Amazonasgebiet gibt es heute nach Angaben der Dachorganisation der dort lebenden Ureinwohner nur noch 400 mit insgesamt rund 1,5 Millionen Angehörigen.

Foto copyright: Haverkamp, Gfbv


"Waren es früher vor allem Gold, Chinin und Kautschuk, die die Eroberer lockten, sind es heute der Holzreichtum des Regenwaldes und vor allem die riesigen Erdölreserven, die über die Köpfe der Indigenen hinweg ausgebeutet werden", berichtet die Menschenrechtsorganisation. Die zerstörerischen Folgen für die dort lebenden Gemeinschaften und das zerbrechliche Ökosystem Regenwald seien katastrophal: Vielerorts sei das Wasser der Flüsse vergiftet und Böden seien verseucht. Die gesundheitlichen Belastungen für die Indianer seien lebensbedrohlich, viele hätten hohe Schwermetallkonzentrationen wie Blei und Kadmium im Blut und litten an Vergiftungserscheinungen. Auch die Zahl der Krebserkrankungen sei enorm angestiegen.

"Tag für Tag müssen wir mit ansehen, wie unsere Kinder und Geschwister Blut spucken, wie sie krank werden und sterben, ohne dass die Regierung dagegen etwas unternimmt", heißt es in einem Brief der Achuar, Quichua und Urarina aus der nordöstlichen Provinz Loreto von Peru, den sie vor wenigen Tagen an die Regierung schickten und ihren Widerstand gegen weitere Ölförderprojekte ankündigten. Auf ihrem Land am Corrientes-Fluss wird seit 1970 von den US-amerikanischen, peruanischen und argentinischen Firmen Occidental, Petroperu und Pluspetrol Öl gefördert. Vereinbarungen zur Sicherung ihrer Nahrungs- und Trinkwasserversorgung seien jedoch ignoriert worden, kritisierten die Betroffenen, und gegen ihren Willen seien vor kurzem weitere Förderlizenzen an die US-amerikanischen und kanadischen Konzerne Burlington Resources und Prolifera vergeben worden.

"Doch auch wir haben das Recht, in Frieden und Gesundheit auf unserem Land zu leben", bekräftigten sie gegenüber der GfbV. Im benachbarten Ecuador versuchen Staat und Ölkonzerne, die Erdölförderung notfalls auch militärisch durchzusetzen. Dort sind neben den Quichua von Sarayacu, die ihr Land im Bundesstaat Pastaza trotz Morden und Morddrohungen, trotz anderer Einschüchterungs- und Bestechungsversuche bisher erfolgreich verteidigen konnten, auch die Waorani, Cofán, Siona, Secoya, Shuar, Shiwiar, Achuar und Zápara direkt im Konflikt mit Ölkonzernen.

Amazonien ist nicht nur reich an Erdöl, auch Erdgasvorkommen sollen jetzt genutzt werden. Dazu werden Pipelines quer durch den Dschungel verlegt.

Mehr dazu auf meiner Webseite: Stars gegen Pipeline

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