Energiereserven im Amazonas?

13.08.2006 - Im Amazonas-Gebiet sollen in den nächsten 10 Jahren fast 500 Staudämme gebaut werden. Was bedeutet das für die Indianer, für den Regenwald?

Wasserkraft hat in Brasilien einen sehr hohen Anteil an der Elektrizitätserzeugung. Nach den Zahlen, die mir für das Jahr 2ooo vorliegen, erzeugten Wasserkraftwerke fast 90 % des Stroms. Dagegen waren es in Deutschland gerade 4 %. Der Anteil von Wasserkraft an den Energieträgern gilt allgemein als Anhaltspunkt für den Grad ökologischer Nachhaltigkeit, den ein Land erreicht hat. In Brasilien gibt es über 2.000 Stauseen. Demnach steht Brasilien viel besser da als Deutschland. Doch mit welchen Folgen für die ansässige Bevölkerung und für die Umwelt, besonders den Amazonas-Regenwald?

Brasilien gehört zu den wasserreichsten Ländern der Erde. Im Amazonas-Becken ist allerdings das Gefälle sehr gering - sowohl des Amazonas als auch der Nebenflüsse. Bei dem Bau von Staudämmen entstehen deshalb sehr großflächige Stauseen.

Einer der größten Stauseen in Brasilien ist der Tucuruí-See mit 2.430 km2. Das Wasserkraftwerk Tucuruí hat eine Kapazität von 4.000 MW. Zum Vergleich: Ein Atomkraftwerk erzeugt dagegen nur 1.300 MW.

Der gigantische See entstand 1983, als der Amazonas-Nebenfluss Tocantin aufgestaut wurde. Den sich aufstauenden Wassermassen mussten 30.000 Menschen weichen. In erster Linie wird der erzeugte Strom in Tucuruí für die Versorgung von Aluminiumhütten verwendet. Die Orte in der Umgebung werden nur unzureichend mit Strom versorgt.

Die aufgestauten Wassermassen haben den Regenwald einfach überflutet. Eine Rodung erschien damals zu teuer. Doch seither fault die Biomasse im Wasser. Dabei entstanden giftige Gase, die zum Fischsterben führten. Zudem führt die Zersetzung der Biomasse zur Entwicklung von erheblichen Mengen Methangas. Methan ist ein stark wirkendes Treibhausgas.

Das neueste Staudammprojekt ist jetzt am Rio Xingu, einem Nebenfluss des Amazonas, geplant. Der fast 2.000 Kilometer lange Xingu-Fluss soll aufgestaut werden. Belo Monte, so der Name des gigantischen Vorhabens, lässt schwerwiegende ökologische und soziale Probleme erwarten. Nach Angaben von Telepolis will die brasilianische Regierung unter Lula noch in diesem Jahr Umweltverträglichkeitsprüfungen durchführen lassen und das Projekt im nächsten Jahr ausschreiben. Umweltorganisationen wird Fortschrittsfeindlichkeit vorgeworfen. Sie würden keinerlei Entwicklung am Amazonas zulassen wollen.

Am Rio Xingu leben über 14.000 Indianer, die mehr oder weniger stark von dem Projekt betroffen wären.

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