Tag der indigenen Völker

09.08.2008 Die UN erinnern heute daran, welche Greueltaten an eingeborenen Völkern begangen wurden. Der Tag soll gleichzeitig zu einem besseren Verhältnis zu indigenen Völkern aufrufen.

Die Indianer der Amazonas-Regenwälder sind von den europäischen Konquistadoren, Sklavenhändlern, Missionaren und Kautschukbaronen fast ausgerottet worden. Sie wurden nicht als gleichberechtigte Menschen anerkannt. Man nutzte sie als billigste Arbeitskräfte, vertrieb sie aus ihren Wäldern, nahm ihnen ihre Kinder, zwang sie, sich von ihrer Kultur abzuwenden.

Nur ganz langsam hat sich in den letzten Jahrzehnten ein neues Bewusstsein gebildet. Die Politik der brasilianischen Regierung hat sich grundsätzlich geändert. Die weit in die Wälder zurückgezogen lebenden Indianer dürfen heute nicht mehr von Weißen kontaktiert werden. Denn jeder Kontakt ist ein Schritt zur Zerstörung ihrer Kultur, ihrer Identität und ihres Wohlbefindens.

Doch sobald wirtschaftliche Interessen mit den Rechten der Ureinwohner in Konflikt geraten, ändert sich die Lage schnell zuungunsten der Ureinwohner.

So warnt die Gesellschaft für bedrohte Völker anlässlich des Internationalen Tages der indigenen Völker, dass die Suche nach neuen Energiequellen weltweit rund 90 Millionen Ureinwohner gefährdet. Die Menschenrechtsorganisation fordert, dass Behörden und Konzerne bei der Erschließung neuer Öl-, Erdgas- und Uranvorkommen, beim Ausbau von Biosprit sowie beim Bau von Groß-Staudämmen mehr Rücksichtnahme zeigen. Gemeinsam mit den Betroffenen müsse nach Lösungen zur Sicherung des Überlebens der indigenen Gemeinschaften gesucht werden.

Insgesamt gibt es noch rund 5.000 indigene Völker mit rund 370 Millionen Angehörigen. Besonders dramatisch sei die Lage in Brasilien, berichtet die GfbV. Noch zähle Brasilien zu den Ländern, in denen die meisten indigenen Völker in Regenwaldregionen lebten. Doch der geplante Bau von 70 neuen Staudämmen in Amazonien werde den Lebensraum Dutzender indigener Völker zerstören, unter ihnen rund 14.000 Juruna- und Arava-Indianer am Rio Xingu. Brasiliens Regierung ignoriere die Proteste der Ureinwohner und setze auf den Ausbau der Wasserkraft. Dabei habe Staatspräsident Lula da Silva noch vor seiner Wahl einen Stopp der Großprojekte gefordert.

Auch der Ausbau der Zuckerrohrplantagen zur Produktion von Ethanol- Kraftstoff soll in Brasilien drastisch vorangetrieben werden. Schon heute ist das südamerikanische Land der bedeutendste Ethanol-Exporteur der Welt. Während heute auf sechs Millionen Hektar Zuckerrohr angebaut wird, sollen dafür zukünftig bis zu 150 Millionen Hektar genutzt werden. Für die Bewässerung der Felder werden Flüsse umgeleitet und neue Staudämme gebaut. Der Ethanol-Boom sorgt auch dafür, dass der Soja-Anbau und die Rinderzucht immer mehr nach Amazonien abgedrängt werden, wo die Rodung der Wälder indianische Völker akut gefährde.

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